Wie war das mit dem Glauben?

    Ebenfalls eine Rolle bei der Ausbreitung der Reformation spielten religiöse Gründe.

    Frömmigkeit

    Im Mittelalter waren viele Menschen an der Pest gestorben. Ganze Landstriche waren entvölkert worden. Das führte dazu, dass viele Leute besonders fromm wurden und sich des Heils Gottes nach ihrem Tod versichern wollten. Darum unternahmen sie Wallfahrten, gingen auf Prozessionen und erwarben Ablassbriefe, um sich ihr Seelenheil zu erkaufen. Das aber wurde von Martin Luther kritisiert und zum äußeren Anlass für die Reformation.

    Stimmung gegen die Kirche

    Im Volk entstand gleichzeitg eine Stimmung gegen die Kirche und ihre Vertreter. Nicht nur der Papst wurde als weniger bedeutsam empfunden, nachdem sich mehrere Päpste gegenseitig aus dem Amt gedrängt hatten [siehe dazu: Schisma]. Dass die Päpste wie reiche Fürsten lebten, kam ebenfalls nicht gut an. Das Geld für die Päpste trieben die Pfarrer vor Ort ein, während sie selbst von den Abgaben befreit waren. Auch das schürte den Unmut im Volk.
     

    Änderungen gewünscht: John Wyclif und Jan Hus

    Dass es in der Kirche Änderungen geben müsse, hatten schon andere erkannt. Sie bemühten sich schon Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts um Neuerungen.

    John Wyclif lebte in England und war Pfarrer. Wyclif kritisierte offen die Missstände, lehnte den Zölibat (die Verpflichtung zur Ehelosigkeit) genauso ab wie die Meinung, dass sich Brot und Wein in der Heiligen Messe in das Blut und Leib Christi verwandle. Damit nahm er wichtige Forderungen Luthers vorweg.

    Auch Jan Hus, ein Theologie-Professor in Prag, übte Kritik an den Zuständen der Kirche, vor allem an der Habsucht und Verweltlichung der Geistlichen. Hus wurde aus der Kirche ausgeschlossen und 1414 als Ketzer verbrannt. Dennoch hatte Hus viele Anhänger gefunden, die sich nach ihm Hussiten nannten.

    Viele Ideen und Vorschläge von Wyclif und Hus fanden sich später bei den Reformatoren wieder.