Ein Aufschwung ist ein "Boom" - der Gründerboom!
Aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 war das Deutsche Reich als Gewinner hervorgegangen. Der Verlierer Frankreich verlor nicht nur Land, sondern musste auch noch so genannte Reparationszahlungen als Wiedergutmachung leisten. Das waren 5 Milliarden Goldfranc, die Frankreich an das Deutsche Reich zu zahlen hatte. Dieses Geld wurde dann gleich in den "Innenausbau" des neuen Staates gesteckt. Es entstanden Schulen, Krankenhäuser und weitere soziale Einrichtungen. Diese Geldzahlungen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im ganzen Land. Das nennt man dann einen Boom, deshalb Gründerboom.
Wann war die so genannte "Gründerzeit" nun genau?
Bei der zeitlichen Einordnung der Gründerzeit gibt es bei den Historikern verschiedene Angaben. Manche benennen die Zeit von 1850 bis 1873 als Gründerzeit. Also die Zeit nach der Revolution von 1848/49 bis 1873, das war das Jahr des so genannten Gründerkraches. Manche fassen die Zeit von 1871 bis 1890 zusammen, also von der Reichsgründung bis zur Regierungsübernahme Wilhelms II., manche erweitern den Zeitraum bis 1914, dem Jahr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs.
Wie lange dauerte die Gründerzeit?
Will man es ganz genau nehmen, dann umfasst die Gründerzeit eigentlich nur die Jahre von 1871 bis 1873. Wichtig für die Gründerzeit war jedenfalls der wirtschaftliche Aufschwung, der wiederum die Gründung von vielen Unternehmen zur Folge hatte. Geht es den Leuten gut, dann fühlen sie sich sicherer und gehen mit einer Unternehmensgründung vielleicht auch ein höheres Risiko ein.
Wie auf dem Foto sahen typische Häuser der Gründerzeit aus. Sie sind - wurden sie nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört - vielleicht noch in einigen Stadtvierteln deiner Stadt zu finden.
Neue Firmen wurden in der Gründerzeit gegründet
So wurden im Deutschen Reich viele neue Firmen und Aktiengesellschaften gegründet. Das Eisenbahnnetz wurde immer weiter ausgebaut. Das Transportwesen erfuhr einen großen Aufschwung. Große Industrieunternehmen entstanden, wie zum Beispiel das von Friedrich Krupp im Bereich der Stahlproduktion. Die Kehrseite dieser Entwicklung war allerdings, dass viele Menschen nun vom Land in die Stadt wanderten, dort keine Arbeit fanden und verarmten. Die soziale Frage - also die Frage, was man mit dem Problem der verarmen Massen tun sollte - entstand deshalb gleichzeitig mit dem wirtschaftlichen Aufschwung.
Das Bürgertum wurde in der Gründerzeit wichtig
Wichtig für diese Gründerzeit wurde das Bürgertum. Dieses hatte mittlerweile größeres Selbstbewusstsein erlangt und prägte vor allem das kulturelle Leben im Deutschen Reich. Man spricht auch oft von einem Gründerzeitstil, der sich auch in der Kunst ausdrückte. Typisch für die Gründerzeit wurde auch der Neubau von Wohnhäusern. Durch die Industrialisierung war der Bedarf an Wohnungen gestiegen. So entstanden die Bürgerhäuser der Gründerzeit, die meist reich verziert waren, mehrere Stockwerke umfassten und viele Stadtbilder prägten. Es wurden tolle Villen gebaut und das Bürgertum wohnte in Villenvierteln mit Gründerzeitvillen. Die ärmeren Leute mussten mit billigeren Mietskasernen vorlieb nehmen, die ebenfalls in dieser Zeit entstanden.
Was war der Gründerkrach?
Nach einigen Jahren des ständigen Wachstums kam es 1873 zum so genannten Gründerkrach. 1873 brachen weltweit die Finanzmärkte ein. Dies bedeutete, dass die Kurse an der Börse sanken. Dieser Börsenkrach hatte auch Einfluss auf die wirtschaftliche Situation im Deutschen Reich. Nach den wirtschaftlich erfolgreichen Jahren der Gründerzeit fand dieser Aufschwung nun eine Ende. Eine Folge dieser Krise, die man auch Gründerkrise nannte, war, dass der Staat nun wieder stärker in Wirtschaft eingriff und versuchte, bestimmte Entwicklungen zu steuern.