An die Stelle der christlichen Traditionen setzten die Revolutionäre neue Feste und Kulte. Gottesdienste wurden ebenso verboten wie christliche Symbole oder das Glockengeläut der Kirchen. Christliche Feste wurden abgeschafft. Das wurde durch den neuen Kalender erleichtert, der Ostern, Himmelfahrt oder Allerheiligen nicht mehr enthielt.
Der Kult der Vernunft
An die oberste Stelle setzten die Revolutionäre ganz im Sinne der Aufklärung die Vernunft. Der "Kult der Vernunft" wurde vor allem von den radikalen Cordeliers verbreitet.
Kirchen wurden zu "Tempeln der Vernunft" umgewandelt, z. B. auch die berühmte Pariser Kirche Notre Dame. Dort hielt man Feste zu Ehren der Vernunft ab. Es sollte ab November 1793 an jedem zehnten Tag (décadi) des neuen Kalenders gefeiert werden, so legte es der Nationalkonvent fest. Der Décadi ersetzte also den Sonntag als Ruhetag. Jeder Décadi war einem Thema gewidmet, z. B. der Freiheit, der Republik oder der Vaterlandsliebe. Das nennt man auch den Dekadenkult.
In der Bevölkerung kam der Kult der Vernunft nicht besonders gut an. Die Vernunft zu verehren, war für die meisten Menschen nicht denkbar. Dass nur noch jeder zehnte Tag frei war statt jeder siebte, trug auch nicht zur Beliebtheit des Kults bei.
Der Kult des höchsten Wesens
Mit der Verfolgung und Hinrichtung der radikalen Cordeliers um Hébert (Hébertisten) wurde auch der Kult der Vernunft unterdrückt. An seine Stelle trat der "Kult des höchsten Wesens", für den sich besonders Robespierre einsetzte. Damit verband sich der Glaube an ein höchstes Wesen, der aber nicht an eine Kirche gebunden war. Die Religionsausübung sollte aber grundsätzlich frei sein.
Am 7. Mai 1794 wurde auf Bestreben Robespierres offiziell der Kult des Höchsten Wesens eingesetzt. Am 8. Juni wurde der neue Kult in den Tuilerien und auf dem Marsfeld feierlich eingeweiht. Mit Robespierres Sturz nur wenige Wochen später (Ende Juli 1794) endete der Kult jedoch schnell wieder. Weitergeführt wurde jedoch der Dekadenkult, der noch bis 1800 abgehalten wurde.
Revolutionsfeste
Auch Feste wurden im Zeichen der Revolution gefeiert. Zu ihnen gehört das oben genannte Fest der Vernunft, außerdem feierte man z. B. den 10. August als Tag des Sturms auf die Tuilerien und somit das Ende der Monarchie. Bis heute gefeiert wird der 14. Juli als Jahrestag des Sturms auf die Bastille. 1790 fand es als Föderationsfest das erste Mal statt. Heute ist der 14. Juli der Nationalfeiertag Frankreichs.
Alltagsrituale
Auch in den Alltag zogen neue Rituale ein. Revolutionäre begrüßten sich mit "Bürger" (französisch citoyen) anstatt mit "Monsieur". Man errichtete Freiheitsbäume und Altäre des Vaterlandes. Man leistete den Bürgereid und schwor auf die Republik.
Personenkult
An die Stelle der Heiligenverehrung der katholischen Kirche trat der Kult um getötete Revolutionäre, die als Märtyrer verehrt wurden. Zu ihnen gehörte Jean Paul Marat, der von einer Girondistin ermordet wurde. Man errichtete für Marat Altäre, hielt Prozessionen und Totenfeiern für ihn ab.
Das Pantheon
Die Kirche der Heiligen Genoveva in Paris war 1791 fertig gestellt, aber noch nicht als Kirche geweiht worden. Nun wurde sie kurzerhand umfunktioniert. und Pantheon genannt. So hießen in der Antike Tempel für alle Götter. Das Pariser Pantheon sollte daran anknüpfen.
Als Ruhmeshalle wurde das Pantheon zur Gedenkstätte für alle bedeutenden Persönlichkeiten Frankreichs erklärt. So wurden die sterblichen Überreste der hoch verehrten Aufklärer Voltaire und Rousseau 1791 bzw. 1794 dorthin umgebettet.
Das Ende
Mit dem Sturz der Jakobiner 1795 endete die Entchristianisierung, Gottesdienste wurden wieder zugelassen, Revolutionshelden wurden nicht mehr verehrt. Marat wurde gar zum Verräter erklärt, sein im Pantheon bestatteter Körper von dort wieder entfernt. Der Dekadenkult hielt sich noch eine Weile.
Siehe auch: Wie erging es der Kirche in der Revolution?