Was hat Friedrich Wilhelm I. mit dem langen Hans zu tun?
Hans war preußischer Untertan. Das war an sich ja nichts Schlimmes, lebte es sich in Preußen vielleicht sogar besser als in manchem kleinen deutschen Fürstentum. Doch Hans hatte ein Problem, denn er war über zwei Meter groß. Es gibt noch Schlimmeres, wirst du vielleicht denken, aber im Preußen von Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), den man auch den Soldatenkönig nannte, konnte eine solche Größe Folgen mit sich bringen. Vor allem, wenn man Sohn eines einfachen Bauern war.
Mit 19 Jahren war Hans über 2 Meter groß
Die Mutter von Hans hatte das Wachstum des Knaben mit einer gewissen Beunruhigung verfolgt. War doch bekannt, dass der König aus allen Teilen des Landes große Burschen für sein Leib-Regiment suchte. Die nannte man die "langen Kerls", eben weil sie so riesig groß waren. Doch sie hatte eigentlich ganz andere Pläne für ihren Sohn. Ein Handwerk sollte er lernen, vielleicht Wagner oder Schmied werden und in die Lehre gehen. Den Gutsherrn hatte sie schon um eine Lehrstelle gebeten und vielleicht hätte der sie auch unterstützt. Aber Hans wuchs und wuchs. Mit 14 war er schon 1,80 Meter groß, mit 16 Jahren 1,90 Meter und jetzt mit seinen 19 Jahren hatte er die Zweimetergrenze überschritten.
Harter Drill und "Exerzieren, Exerzieren, Exerzieren!"
Vor kurzem hatte Hans einen der "Langen Kerls" persönlich kennen gelernt und der hatte ihm von der harten Ausbildung, dem militärischen Drill und dem stundenlangen Strammstehen erzählt. Die Ausrüstung musste geputzt und in Ordnung gehalten werden und eine Perücke mit Zopf gab es auch noch, die musste man aufsetzen. Darauf kam dann die Gardistenmütze. Und der Hans liebte doch nichts so sehr wie seine Freiheit.
Die Rekruten wurden geprügelt
So erfuhr Hans von Fritz, dass die Rekruten geprügelt wurden, bis sie endlich alles, was sich um die Waffen drehte, begriffen. Überhaupt war der Drill wichtig. Gehorchen war wichtig und: Exerzieren, Exerzieren, Exerzieren, jeden Tag, den Gott werden ließ, so berichtete jedenfalls der Fritz.
Fritz war nicht ganz freiwillig bei den langen Kerls gelandet
Fritz war nicht freiwillig bei den Langen Kerls. Er stammte aus Bayern, das ja ziemlich weit entfernt von Preußen lag. Aber er wurde angeworben, allerdings befand er sich zu diesem Zeitpunkt in einem ziemlich misslichen Zustand. Genau genommen war er betrunken und wusste einfach nicht, was er tat. So hatte er wohl einen Vertrag unterschrieben und befand sich schwupdiwupp in einer preußischen Uniform. Fritz war gar nicht mal so groß, aber schon ab 1,88 konnte man aufgenommen werden und manchmal nahm man es auch nicht ganz so genau mit der Größe. Es gab aber sogar einen bei den "Langen Kerls", der soll 2,17 Meter groß gewesen sein.
Doch es gab auch Vorteile
Doch Fritz klärte Hans auch über die Vorteile auf, beim Regiment zu sein. Die Bezahlung war viel besser als die der normalen Rekruten. Sie wurden besser ausgebildet, glaubte man doch, dass die großen Männer auch die Vorderladergewehre, die einen ziemlich langen Gewehrlauf besaßen, besser bedienen könnten. Und meistens dienten die "Langen Kerls" zur Abschreckung. Man wollte sie gar nicht unbedingt im Krieg einsetzen.
Hans befand, dass dies eine beruhigende Vorstellung war und fügte sich in das Schicksal eines "Langen Kerls".