Konten die Menschen im 18. Jahrhundert schon lesen?
Heute können fast alle Leute lesen. Du lernst es in der Schule. Doch wie war das im 17. und 18. Jahrhundert? Konnten auch da schon alle Menschen lesen und wo kauften sie eigentlich ihre Bücher?
Nur wenige konnten lesen
Du musst dir vorstellen, dass sogar im 18. Jahrhundert nur die wenigsten Leute überhaupt lesen konnten. Im 17. Jahrhundert waren es noch weniger. Doch ab 1740 breiteten sich die Gedanken der Aufklärung, die ja die Bildung des Menschen als etwas ganz Wichtiges betrachtete, auch bei Menschen aus, die bisher mit Büchern wenig zu tun hatten. Wenn sie ein Buch lasen, so war das meist die Bibel, die kannten schon viele Leute, oder ein Gesangbuch, aber sonst?
Alle Menschen sollten Zugang zu Büchern erhalten
Den Aufklärern, so nannte man die Leute, die die Gedanken der Aufklärung verbreiteten, war es wichtig, dass auch das einfache Volk, wie zum Beispiel die Bauern, Zugang zu Bildung und Büchern fanden. Allerdings lasen die einfachen Leute am liebsten Bücher, die ihnen im Leben weiterhalfen. So gab es zum Beispiel kleine "Volksbüchlein", in denen die praktischen Weisheiten des Lebens verbreitet wurden. Beliebt waren auch Kalender, die gehörten in Laufe der Zeit in jeden Haushalt. Viele Menschen lasen die Bibel und religiöse Literatur.
Für die "schöne Literatur" blieb keine Zeit
Für die so genannte "schöne Literatur" hatten die meisten Menschen gar keine Zeit, wenn sie jeden Tag zwölf bis 14 Stunden hart auf dem Feld oder im Stall arbeiten mussten. Man kann davon ausgehen, dass gegen Ende des 18. Jahrhunderts vielleicht 1 Prozent der Menschen überhaupt solche Literatur gelesen hat. Lessing, Goethe und Schiller kannten gar nicht mal so viele, wie wir vielleicht heute glauben.
Nur jeder Vierte konnte lesen
Etwa um 1770, das war dann schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts, konnten vielleicht 15 Prozent der Menschen lesen. So jedenfalls sagen es einige Historiker, wobei die Zahl nicht unbedingt stimmen muss. Um 1800 soll es etwa jeder Vierte gewesen sein, der Bücher lesen konnte. Also stell dir deine Klasse vor und da kann eben nur jeder vierte Schüler überhaupt lesen. Hoffen wir mal, dass es in deiner Klasse nicht mehr so ist.
Was ist eine Lesegesellschaft?
Eine Änderung im Leseverhalten brachten erst die so genannten Lesegesellschaften. Was ist denn das? Das ist so etwas bei uns ein Lesezirkel. Vielleicht kennst du die Zeitschriften, die in Arztpraxen herumliegen und die alle kostenlos lesen dürfen, um sich die Wartezeit zu verkürzen. So ähnlich war das mit der Lesegesellschaft im 18. Jahrhundert. Nur lagen da die Zeitschriften nicht beim Arzt. Die ersten Lesegesellschaften entstanden etwa um 1720.
Bücher waren sehr teuer!
Wie hat man sich jetzt eine solche Lesegesellschaft vorzustellen? Es gab zwar im 18. Jahrhundert immer mehr Bücher, aber trotzdem waren Bücher immer noch sehr teuer. Doch im Zeitalter der Aufklärung stieg das Bedürfnis vieler Menschen an, mehr über die Welt, über die Natur oder auch die Kunst in Erfahrung zu bringen. Fernsehen gab es ja noch nicht, Internet schon gar nicht, und da blieb manchmal einfach nur das Buch übrig, wenn man sich weiterbilden wollte. Die Lesegesellschaften schafften gemeinsam Bücher an.
Doch nicht nur Bücher wurden gelesen, sondern vor allem auch Zeitschriften. Hier konnten sich dann alle informieren. Um 1800 gab es dann schon mehrere tausend Lesegesellschaften in Deutschland.