Machte Stadtluft frei?

    Machte Stadtluft wirklich frei?

    Im Laufe des Mittelalters zogen immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Warum? Vielleicht kennst du den Spruch "Stadtluft macht frei!"? Was bedeutete das genau? Ein in der Stadt lebender Mensch konnte über seinen Besitz verfügen, sofern er einen hatte. Er durfte seinen Ehepartner oder besser seine Ehepartnerin wählen, zumindest die Männer und auch umziehen, ohne jemanden fragen zu müssen. 

    Auf dem Land ist das anders gewesen. Denn dort bestimmte der Grundherr über die Menschen, die ihr Leben als Untertanen ihres Herrn verbrachten. Doch ganz so einfach war eine Flucht vom Land in die Stadt nicht. Ein ganzes Jahr musste man sich vor seinem Herrn verstecken, erst dann war der ehemals Leibeigene frei, vorausgesetzt, er wurde nicht vorher entdeckt!

    Und in der Stadt, wer regierte da?

    In der Stadt regierte ein Rat, den die Bürger selbst gewählt hatten. Doch nicht jeder hatte die Möglichkeit, auch die Bürgerrechte zu erwerben. Ärmere Leute waren genauso wie Juden ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen waren manche Berufsgruppen, die man als unehrenhaft betrachtete.

    Unehrenhafte Berufe im Mittelalter

    Zu den unehrenhaften Berufen im Mittelalter zählte z.B der Abdecker. Der Abdecker kümmerte sich um die toten Tiere und deren Verwertung. Der Henker hatte die Aufgabe die zum Tode verurteilten Menschen hinzurichten. Der Totengräber musste die Toten begraben. Das ist ja auch noch in einem gewissen Sinne nachvollziehbar, da all diese Berufe mit dem Tode zu tun haben. Aber auch Berufe wie Müller, Schäfer oder Türmer zählten zu den unehrenhaften Berufen. Beim Müller war das Misstrauen der Grund, man war sich nicht so sicher, ob dieser immer alle Angaben, Maße korrekt angab. Der Schäfer war ein Einzelgänger und oftmals arbeitete er auch als Heiler, dem so mancher misstraute. Der Türmer wohnte auf dem Turm und musste die Menschen in der Stadt vor dem Feind warnen. Oft wohnte er da auch und wurde von vielen als Einzelgänger betrachtet, der nicht zur Gemeinschaft zählte.

    Wer Bürger werden wollte, musste Besitz oder Geld haben oder ein Handwerk beherrschen oder als Händler sein Brot verdienen.

    Ein Bürger sollte Waffen besitzen

    Ein Bürger musste sich selbst verteidigen können und dazu über Waffen verfügen. Waffen kosteten allerdings Geld. Ebenso hatten die Bürger Steuern zu zahlen. Schon im Mittelalter waren Steuern wichtig, denn nur durch diese Steuern konnten öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel auch der Nachtwächter gezahlt werden. Auch die Stadtmauern wurden über Steuern finanziert und viele mittelalterliche Städte hatten beeindruckende Stadtmauern und Stadttore. 

    Frauen in der Stadt - waren sie frei?

    Stadtluft machte tatsächlich viele Menschen frei, aber was hatten die Frauen im Spätmittelalter davon? Nicht allzuviel. Für Frauen gab es auch in der Stadt eine Menge an Einschränkungen. Sie besaßen wenige Rechte, obwohl sie sich in vielen Bereichen betätigten. Die Frauen arbeiteten in fast allen Berufszweigen des Handwerks oder des Handels. Wer das Bürgerrecht besaß, konnte auch zu Wohlstand gelangen. Doch bis zu einem gewissen Punkt gelang das auch Frauen, wenn sie sich geschickt anstellten.

    Von wichtigen Ämtern blieben die Frauen im Spätmittelalter ausgeschlossen

    Eine gewisse Selbstständigkeit konnten Frauen in der Stadt erreichen. Trotzdem waren Frauen von öffentlichen Angelegenheiten, von wichtigen Ämtern und wichtigen Entscheidungen völlig ausgeschlossen. Vor Gericht konnten sie nicht auftreten und mussten sich von einem Mann, ihrem Ehemann, Vater oder auch Bruder, vertreten lassen.

    Eltern besaßen die "Muntgewalt" über ihre Kinder

    Auch wurden die Frauen des Spätmittelalters meist noch zwangsweise verheiratet. Eltern hatten eine so genannte "Muntgewalt" über ihre Kinder. Das bedeutete, dass sie über das Leben ihrer Kinder bis zur Ehe komplett verfügen konnten. Wenn die jungen Mädchen widersprachen, so konnten sie enterbt oder auch bestraft werden.