Zünfte und Handwerk

    Handwerk und Zünfte im Mittelalter

    Die Zunft im Mittelalter

    Stell dir vor, du bist ein Bäcker im Mittelalter. Du backst jeden Tag Brot, aber in deiner Stadt gibt es noch andere Bäcker. Was passiert, wenn einer von ihnen sein Brot viel billiger verkauft oder heimlich Mehl spart, damit er mehr verdient? Das wäre unfair! Deshalb gab es die Zünfte.

    Was ist eine Zunft?

    Eine Zunft war eine Gruppe von Handwerkern, die dasselbe Gewerbe hatten, also zum Beispiel Bäcker, Schmiede oder Schneider.  Auch Bootsbauer, Bierbrauer, Waffenschmiede betrieben ein Handwerk. (Siehe Liste der Handwerker unten). Sie achteten darauf, dass alle fair arbeiteten und ihre Waren eine gute Qualität hatten. Die Zünfte bestimmten auch, wie viel etwas kosten durfte und wer das Handwerk überhaupt ausüben durfte. 

    Wie wurde man überhaupt Handwerker?

    Man konnte nicht so einfach sagen, jetzt bin ich Bäcker oder Metzger. Dafür gab es Regeln und Vorschriften, die ernst genommen wurden. So musste man zunächst einmal als Lehrling ein Handwerk bei einem Meister erlernen. Meist waren das Jungs im Mittelalter, ganz selten ein Mädchen. Ein Lehrling musste mehrere Jahre bei einem Meister in die Lehre gehen. Er stieg dann zum Gesellen auf und konnte mehr Geld verdienen. Meister wurden die, die eine Meisterprüfung bestanden. Erst dann konnten sie eine eigene Werkstatt eröffnen und wieder neue Lehrlinge ausbilden. 

    Welche Handwerker gab es im Mittelalter 

    Handwerker, die für Essen sorgten:

    • Bäcker: Backte Brot und andere Backwaren.
    • Metzger: Verarbeitete Fleisch und verkaufte es.
    • Brauer: Braute Bier, das oft sicherer als Wasser war.

    Handwerker, die Kleidung herstellten:

    • Schneider: Nähte Kleidung für reiche und arme Leute.
    • Gerber: Verarbeitete Tierhäute zu Leder.
    • Schuhmacher (Schuster): Machte Schuhe aus Leder.

    Handwerker für Hausbau und Werkzeuge:

    • Zimmermann: Baute Häuser und Dächer aus Holz.
    • Steinmetz: Meißelte Steine für Kirchen und Burgen.
    • Töpfer:  Formte Geschirr und Krüge aus Ton.
    • Dachdecker:  Deckte Häuser mit Holz, Stroh oder Schindeln.

    Handwerker für Waffen und Werkzeuge:

    • Schmied: Schmiedete Schwerter, Nägel und Werkzeuge.
    • Wagner: Baute Räder und Wagen.
    • Seiler: Drehte Seile für Schiffe, Brunnen und Bauwerke.

    Sonstige wichtige Berufe:

    • Barbier: Schnitt Haare und zog Zähne (auch eine Art Arzt).
    • Glasbläser: Blies Glas für Fenster und Flaschen.
    • Müller:  Mahlte Getreide zu Mehl mit einer Mühle.

     

    Warum waren Zünfte so wichtig?

    Zünfte waren nicht nur für das Handwerk da, sondern halfen auch ihren Mitgliedern. Wenn ein Handwerker krank wurde oder starb, kümmerte sich die Zunft um seine Familie. Außerdem feierten die Zünfte Feste und hatten oft ein eigenes Zunfthaus in der Stadt.

    Für jede Zunft ein Wappen

    Viele Zünfte hatten eine Art Wappen oder Zeichen. Da viele Menschen ja noch nicht schreiben oder lesen konnten, war es möglich, die jeweilige Zunft anhand bestimmter Zeichen zu erkennen. So fanden sich zum Beispiel im Wappen der Barbiere eine Schere und ein Rasiermesser, für die Zimmerleute standen Axt und Säge. Auf dem Foto siehst du viele Beispiele für verschiedene Zunftwappen.

    Außerhalb der Zünfte durfte übrigens niemand einen Handwerksberuf ausüben. Die Zünfte wurden streng organisiert. Es gab eine Zunftordnung mit eigenen Regeln. Auch durften sich nicht zu viele Handwerker gleichen Berufsstandes in einer Stadt niederlassen, auch dies legten die Gesetze fest. 

    Wie ging es mit den Zünften weiter?

    Mit der Zeit wurden Städte größer und es entstanden Fabriken. Jetzt konnten Waren schneller und billiger hergestellt werden, und die alten Zünfte verloren ihre Bedeutung.

    Kurz gesagt: Die Zünfte waren wie ein starkes Team für Handwerker im Mittelalter. Sie sorgten für Gerechtigkeit, gute Arbeit und halfen sich gegenseitig. Heute gibt es keine Zünfte mehr, aber es gibt Handwerkskammern – die machen etwas Ähnliches!