Woher kommt der Ausdruck Schlitzohr?

    Was war eine Zunft?

    Eine Zunft war im Mittelalter eine Gruppe von Handwerkern, die denselben Beruf hatten, zum Beispiel Bäcker, Schmiede oder Schneider. Sie schlossen sich zusammen, um sich gegenseitig zu helfen und ihre Arbeit zu schützen. Die Zünfte bestimmten, wer in ihrem Beruf arbeiten durfte, welche Qualität die Waren haben mussten und wie viel Geld man für die Arbeit bekam. Lehrlinge mussten viele Jahre lernen, bevor sie Meister werden konnten. Kurz gesagt: Eine Zunft war so etwas wie ein Team aus Handwerkern, das Regeln aufstellte und sich gegenseitig unterstützte!

    Schlitzohr - Schlitzohre Bedeutung

    Die Bedeutung des Begriffs Schlitzohr hat etwas mit den Handwerksberufen der Zeit zu tun. Im Spätmittelalter bildeten sich immer mehr Handwerksberufe heraus. Wichtige Gewerbe entstanden vom Bäcker über den Bootsbauer, Bierbrauer bis zum Waffenschmied.

    Sehr wichtig wurde auch der Tuchmacher, der zu großem Reichtum gelangen konnte. Fast jedes Gewerbe begann sich in einer Zunft oder Gilde zu organisieren. In den mittelalterlichen Quellen wird hier noch nicht zwischen den beiden Begriffen unterschieden. Heute ist das anders. So war die Zunft ein Zusammenschluss von Handwerkern. Den Zusammenschluss von Kaufleuten bezeichnete die Forschung später als "Gilde". Darüber kannst du auch einiges unter Zünfte und Gilden nachlesen. 

    Was waren die Aufgaben der Zünfte und Gilden?

    Diese sollten die Interessen der Handwerker und der Kaufleute schützen. Erste Zünfte gab es wohl schon im Hochmittelalter, so ist zum Beispiel eine Zunft der Weber schon im Jahre 1149 belegt. Die Ausbildung des Nachwuchses wurde genauso kontrolliert wie die Qualität der Waren. Viele Zünfte bauten auch ein Zunftshaus, das als Versammlungsort für Zunftmitglieder diente.

    Außerhalb der Zünfte durfte übrigens niemand einen Handwerksberuf ausüben. Die Zünfte wurden streng organisiert. Es gab eine Zunftordnung mit eigenen Regeln. Auch durften sich nicht zu viele Handwerker gleichen Berufsstandes in einer Stadt niederlassen, auch dies legten die Gesetze fest. Doch was hat das alles nun mit dem Schlitzohr zu tun? 

    Schlitzohr: Ohrring als Kennzeichen einer Zunft

    Wurde ein Zunftmitglied krank oder verstarb, so leisteten die Zünfte ihren Mitgliedern Beistand. Mit der Zeit gelang es den Zünften sogar, politischen Einfluss in den Städten zu gewinnen. Dieser schwand allerdings später wieder.

    Ja, und woher kommt nun das Schlitzohr?

    Der Begriff hat eine spannende und auch gruselige Geschichte im Hintergrund. Sehr oft kennzeichnete auch ein Ohrring die Mitgliedschaft in einer Zunft. Verstieß ein Mitglied der Zunft gegen die Gesetze, er tat also etwas Verbotenes oder betrog die anderen, dann wurde ihm der Ohrring  entfernt und zwar sehr brutal: man riss ihm den Ohrring heraus. Die Folge davon war, dass das Ohr einen Schlitz hatte. So war das einstige Zunftmitglied gezeichnet und als so genanntes Schlitzohr erkennbar. Das so genannte Schlitzohr war dann kein Mitglied in Zumft mehr. 

    Diesen Begriff des Schlitzohrs übertrug man dann auf besonders listige Menschen, die sich einen Vorteil verschaffen. Schlitzohr ist genau genommen eine Beleidigung heute, wenn auch der Begriff manchmal nicht ganz ernst genommen wird. Im Mittelalter war das noch anders.