Ritterliche Ritter
Noch heute sagt man von jemandem mit sehr gutem Benehmen, er verhalte sich "ritterlich". Waren die Ritter also so vorbildlich?
Es gab tatsächlich eine ganze Reihe von Werten, an die sich ein Ritter halten sollte. So sollte er maßvoll leben, treu, höflich und freundlich sein. Er sollte natürlich auch tapfer sein und im Kampf Mut beweisen. Solche guten Eigenschaften eines Menschen nennt man auch Tugenden. Das Wort gab es so auch schon im Mittelalter, man schrieb es nur so: tugent. Unsere Wörter taugen und Tauglichkeit sind auch davon abgeleitet. Von diesen Tugenden berichten die Minnesänger in ihren Gedichten und ihrem Gesang.
Welche ritterlichen Tugenden gab es?
Zu den ritterlichen Tugenden gehören Beständigkeit/Treue zu sich selbst, Frauendienst, Gelassenheit, Mäßigung und Treue (zum Lehnsherrn). Auf Mittelhochdeutsch hieß das damals staete, minne, hoher muet, mâze und triuwe . Dazu kamen Demut, Freundlichkeit, Höflichkeit, Tapferkeit, Freigiebigkeit oder Würde. Einige dieser Tugenden beziehen sich auf die Persönlichkeit des Ritters (zum Beispiel Würde oder ein maßvolles Leben), andere beziehen sich auf den Umgang mit anderen, also auf das soziale Leben, zum Beispiel Höflichkeit, Freundlichkeit oder Demut. Was verstehst du darunter? Sind das für dich auch erstrebenswerte Eigenschaften eines Menschen?
Ob sich immer alle Ritter so vorbildlich verhalten haben, ist sicher fraglich. Aber immerhin galten diese Eigenschaften als Ideal.
Wo wird von den ritterlichen Tugenden berichtet?
Was als Tugend galt, wissen wir zum einen aus dem Minnesang (also aus Liebesliedern), zum anderen aus den höfischen Romanen. Dort kommen die Ritter nur an ihr Ziel, weil sie sich maßvoll und beständig verhalten. Solche Ritterromane schrieben zum Beispiel Hartmann von Aue mit "Erec" (1180) und "Iwein" (1202) oder Wolfram von Eschenbach mit "Parzival" (um 1200).