Vom König zum Kaiser: die Kaiserkrönung
Seit dem letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustus hatte es keinen Herrscher gegeben, der im Westen Europas den Titel Kaiser trug.
Karl der Große war dann der erste König, der sich wieder zum Kaiser krönen ließ. Im Jahr 800 zog er nach Rom und erhielt die Kaiserkrone. Gegenüber dem byzantinischen Kaiser beanspruchte Karl damit eine Gleichstellung. Karl sah sich als direkten Nachfolger der römischen Kaiser.
Die Könige des Heiligen Römischen Reiches erneuerten diesen Anspruch mit ihrer Kaiserkrönung. Nach ihrer Krönung zum König zogen sie nach Rom. Dort ließen sie sich in der Peterskirche vom Papst zum Kaiser krönen, also im Vorgängerbau des heutigen Petersdoms. Es gab davon nur wenige Ausnahmen.
Manchmal lagen allerdings mehrere Jahre zwischen beiden Krönungen. Otto I. war der erste König des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, der sich zum Kaiser krönen ließ. Das war im Jahr 962. Es lagen allerdings 26 Jahre zwischen der Königs- und der Kaiserkrönung.
Mit der Kaiserkrone verband sich der Anspruch, nicht nur König über das deutschsprachige Gebiet zu sein, sondern auch der Herrscher über Reichsitalien (das Königreich Italien, heute der nördliche Teil Italiens), das Königreich Burgund (heute im Nordosten von Frankreich) und slawische Gebiete wie das Königreich Böhmen (heute Tschechien). Sie gehörten alle zum Heiligen Römischen Reich.
Kaiser und Papst
Der Papst bestätigte dem Kaiser auf diese Weise, von Gott berufen worden zu sein. Auf der anderen Seite verpflichtete sich der Kaiser zum Schutz der Kirche und der Christenheit. Oft gingen der Kaiserkrönung lange Verhandlungen über die Bedingungen voraus. Der Papst seinerseits zeigte mit der Krönung seine eigene Macht, denn nur er konnte den König zum Kaiser krönen.
War der König mit seinem Tross vor den Toren Roms angekommen, lagerte er dort bis zum Krönungstag. Dann zog er in die Stadt hinein. Die Zeremonie zur Krönung fand dann über mehrere Tage statt.
Die letzte Kaiserkrönung fand im Jahr 1452 statt.