Die Stadt im Mittelalter



Im Mittelalter lebte man wie heute entweder in der Stadt oder auf dem Land. Merkmale einer Stadt im Gegensatz zu einem Dorf sind eine große Bevölkerung, eine dichte Bebauung und eine Arbeitsteilung. Aber wie sahen die Städte im Mittelalter aus? Was war typisch für eine mittelalterliche Stadt? Und wie entwickelten sich die Städte überhaupt, wie entstanden sie?
Die Entstehung der Städte begann in Mitteleuropa im hohen Mittelalter, im 10. Jahrhundert. Schon die Römer hatten zwar auch in Deutschland Städte gegründet, zum Beispiel Köln oder Trier. Doch diese lagen vor allem an Rhein und Donau. Im frühen Mittelalter kam es außerdem zum Verfall vieler römischer Stadtgründungen.
Im Hochmittelalter entstanden nun immer mehr Städte im gesamten Heiligen Römischen Reich. Köln entwickelte sich übrigens zur größten Stadt im deutschsprachigen Raum. 40.000 Menschen lebten hier damals. Das würde heute als eine mittelgroße Stadt gelten, denn als Großstadt bezeichnet man Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern.
Stadtgründungen im hohen Mittelalter
Erst im 10. Jahrhundert gab es dann mehr und mehr Städte. In der Nähe einer Pfalz, einer Burg oder eines Bischofssitzes siedelten sich Händler an. Mit der Zeit wuchs die Siedlung dann immer mehr.
Andere Städte wurden gegründet. Ihre Entstehung beruht also auf einem Gründungsakt, mit dem man einen Ort zur Stadt erhob. Das war zum Beispiel in Freiburg in Breisgau im Jahr 1118 der Fall. Schon zwei Jahre später erhielt Freiburg das Stadtrecht. 1150 wurde Leipzig gegründet, 1158 Lübeck.
Mit dem Stadtrecht verbunden waren bestimmte Vorteile, etwa das Marktrecht, also das Recht, einen Markt abzuhalten, oder das Recht, Zölle zu erheben. Zum Sinnbild des Stadtrechts stellten viele Städte eine Statue auf, einen Roland. Die Rolandsstatue stand als Ritterfigur sinnbildlich für das Stadtrecht. Sie wurde auf dem Marktplatz oder am Rathaus aufgestellt. Man findet heute noch Rolandsstatuen etwa in Bremen oder Halberstadt.
In der Stadt galt der städtische Friede, der den Verzicht auf Gewalt bedeutete. Außerdem galt die städtische Freiheit. Das bedeutet, dass jemand, der unfrei war, aber in die Stadtgemeinschaft aufgenommen wurde, dadurch seine persönliche Freiheit erlangte - nach einem Jahr. Daher stammt der Ausdruck “Stadtluft macht frei”. So mancher Leibeigene lief seinem Grundherrn davon, um in der Stadt frei zu sein.
Wie sah eine mittelalterliche Stadt aus?
Ursprünglich besaßen viele Städte nur einen Wall und einen Graben. Dann wurden aber immer häufiger Stadtmauern erbaut. Die Stadtmauer umschloss die Stadt zu ihrem Schutz. Hinein kam man dann nur noch durch die Stadttore. Auf der Mauer konnte man meist laufen, manchmal war sie auch von einem Wehrgang überdacht. Zur Verteidigung gab es Schießscharten und Zinnen.
Im Zentrum der Stadt gab es einen Marktplatz. Dort wurde der Markt abgehalten, aber auch Feste gefeiert. Am Marktplatz wurden aber auch das Rathaus und andere wichtige Gebäude der Stadt erbaut. Im Rathaus traf sich der Stadtrat, der aus den Ratsherren bestand. Er regierte die Stadt. Aus ihrer Mitte wählte der Stadtrat einen Bürgermeister.
Außerdem gab es mindestens eine Kirche. Die stand ebenfalls am Marktplatz. Weitere Kirchen wurden in den Ortsteilen erbaut, wenn die Stadt größer wurde. Häufig gab es auch ein Kloster.
Dazu kamen eine Münze, wenn die Stadt das Münzrecht besaß, und eine Waage, wenn sie das Wiegerecht besaß. Dort wurden Handelswaren gewogen. Auch die Zünfte, also Zusammenschlüsse von Handwerkern, erbauten sich ihre eigenen Häuser.
Straßen und Gassen waren entweder gar nicht gepflastert oder erhielten ein Kopfsteinpflaster. Die Wohnhäuser standen eng beieinander. Sie wurden vor allem als Fachwerkhäuser erbaut. Die reicheren Bürger hatten größere Häuser und wohnten näher am Zentrum.
Wer lebte in der Stadt?
In der Stadt lebten im Mittelalter Handwerker und Kaufleute als einfache Bürger. Dazu kamen die Ärmeren, die sich als Knechte, Mägde oder Tagelöhner durchschlugen. Die Oberschicht war wohlhabend. Sie stellte den Rat der Stadt. Versorgt wurde die Stadt mit Lebensmitteln aus dem Umland.
Im Heiligen Römischen Reich gab es selbst im späten Mittelalter erst 25 größere Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Der Großteil aller Städte waren Kleinstädte mit weniger als 2000 Bewohnern.