Was ist ein Orakel?

    Orakel bei den Römern

    Voraussagen für die Zukunft und die Weissagung des Götterwillen spielte bei den alten Römern eine große Rolle in ihrer Religion. Neben Wahrsagern wie den Haruspices und den Auguren nutzte man auch gerne das Orakel.

    Das Wort Orakel bedeutet so viel wie “Götterspruch”. Es leitete sich von dem lateinischen Wort orare ab. Das bedeutet reden, sprechen oder beten. Während beim Hellsehen eine einzelne Person etwas voraussagt, was in der Zukunft passieren wird, wird beim Orakel eine höhere Macht befragt.

    Es ging bei der Befragung des Orakels vor allem darum, mit seiner Hilfe eine Entscheidung zu fällen. Das war schon bei den alten Ägyptern und Griechen üblich. Oft wird auch der Ort des Orakels selbst als Orakel bezeichnet.
     

    Orakel von Praeneste

    Was für die Griechen das Orakel von Delphi war, war für die Römer das Orakel von Praeneste. Dort, wo heute 40 Kilometer südöstlich von Rom, das Städtchen Palestrina liegt, entstand im 6. Jahrhundert v. Chr. der Ort Praeneste. Es war eine italische oder griechische Gründung. Im 4. Jahrhundert v. Chr. fiel Praeneste dann an die Römer.

    In Praeneste wurde ein Tempel erbaut, der Fortuna geweiht war, der Göttin des Glücks und des Schicksals. Das Heiligtum der Fortuna war riesig. Und es gab darin eine Orakelstätte. Wer eine Frage hatte, konnte hier also das Orakel befragen. Das geschah mit Hilfe von “Losen”, die pränestisischen Lose. Diese Lose waren aus Holz, in die Zeichen geschnitzt waren. Ein oder mehrere Lose wurden gezogen und dann gedeutet.

    Auch einige Kaiser nutzten das Orakel, zum Beispiel Tiberius und Domitian. Später schloss Theodosius I. das Orakel. es passte nicht mehr zur neuen Religion des Christentums.
     

    Sibyllinische Bücher

    Gerne von den Römern genutzt wurde auch eine Sammlung von Orakelsprüchen: die Sibyllinischen Bücher. Geschrieben waren die Sprüche in griechischen Versen.

    Der Legende nach soll der letzte etruskische KönigTarquinius Superbus die Bücher einer Wahrsagerin - einer Sibylle - abgekauft haben. Die Bücher wurden dann im Jupitertempel auf dem Kapitol, einem der sieben Hügel Roms, aufbewahrt und bewacht. Auf Anweisung des Senats wurden die Bücher dann von den Wächtern befragt. So sollte Unglück vermieden werden.

    83 v. Chr. brannte der Tempel nieder und die Bücher verbrannten mit ihm. Sie wurden durch eine neue Sprüchesammlung ersetzt und 12 v. Chr. in den Apollotempel auf dem Palatin verbracht.